Junge Elche - der etwas andere Zug


Also: Es begann in den 80ern. Im Herbst des Jahres 1982 folgten 12 mehr oder weniger untereinander bekannte Oberstufenschüler und ähnlich Unwissende der Einladung von Burkhard Uhlenbroich (“Wer ist das? Schmeißt den raus!”, würde Rotte heute sagen) zu einem gemeinsamen Diskussionsabend, der die aufkeimende Absicht erörtern sollte, gemeinsam als Schützenzug am nächst-jährigen Neusser Bürgerschützenfest teilzunehmen. Alle Anwesenden waren grundsätzlich begeistert von dieser Idee, betraten aber zum Großteil völliges Neuland mit dem Ansinnen, das Schützenbrauchtum zu pflegen (“Wat? Brauch-tum? Braucht kein Mensch!”, würde Benne heute sagen). Hilfe und tatkräftige Unterstützung bei der bevorstehenden Zuggründung erhielten die unbedarften Individualisten durch den damaligen Major unserer Gesellschaft, Bruno Kistler. Am Ende der Zusammenkunft (“Es kann nur einen geben!”) zeigte sich dieser erstaunlicherweise erfreut über den Entschluß der versammelten Ignoranten, dem Korps der Hubertusschützen beizutreten (Stiller Tenor: “Hau’ ab mit der weißen Butze!”). Der Anblick des Hirsches auf dem Gesellschaftsabzeichen der Hubertusschützen (Ausspruch eines Anwesenden: “Ohh, ein Elch!”) leitete dann zufällig einen verbal-kreativen Suchprozeß ein (neudeutsch: Brainstorming), der den Zugnamen “Junge Elche” hervorbrachte. Wer jedoch den Zusatz “Junge” zur Namensgebung einbrachte, ist nicht überliefert. Zumindest hält sich die betreffende Person seither bedeckt und meidet bewußt derartige Diskussionsrunden.

In den folgenden ersten Jahren hielten neben Bruno Kistler auch die Kameraden des Zuges “Spätzünder” ihre schützende Hand über das noch junge und uner-fahrene Rudel der “Jungen Elche”, deren teilweise unübliche und spontane Auftritte bei einigen altgedienten Schützen der Gesellschaft ein derartiges Unbehagen auslöste, daß diese den Elchen keine “große Karriere” in dieser Gemeinschaft voraussagten. Diese Kritiker scheinen jedoch heute verstummt, denn sonst könnte heute niemand dieses Heft in Händen halten.

Abgesehen von einigen sehr wenigen unrühmlichen, unglaublichen Ausnahmen herrscht denn auch heute noch unter uns Sadisten und Masochisten ein animalisches Mit-, Neben- und Durch-einander. Dieses wird auch dadurch dokumentiert, daß nach 20 Jahren immer noch 8 von 12 Elchen des “ersten Wurfs” dem Zug angehören. Heute ist das chaotische Rudel auf 21 Herdentiere angewachsen, welche sich nach dem “Fest der Feste” zum Teil in sehr entlegene Wälder der Republik zurückziehen, um neu absonderliche Verhaltensweisen, schlechte Frauen-Witze oder persönliche Beleidigungen für das kommende Jahr zu tanken.

Trotz der durch viele gemeinsame “Gebetsabende” und ähnliche Veranstaltungen gefestigten (oder losen) Bande zwischen uns “Brauchtumspflegern“ wagten doch etliche von uns den Schritt, sich einer Elchkuh unterzuordnen (Mitteilung der Red.: So heißen die weiblichen Geschlechter bei den Elchen nun einmal.) In diesen jeweiligen Fällen mußte das Selbstbewußtsein des vor dem weiblichen Geschlecht kriechenden Elchs derart gefestigt sein, daß er es wagte, den zum Großteil durch eigenes Zutun selbstaufgeladenen Hohn und Spott seiner Zug-kameraden über sich ergehen zu lassen. So wurde der Ausspruch des heutigen Rechtsanwalts Thomas K., als er einen DJ buchen wollte: “Was kostet das? Wir haben 1.500!” als “Einlage” am Hochzeitsabend natürlich gerne zitiert. Auf ähnliche Art und Weise entstand der schon legendäre “Makkaro”, eine herzliche Anspielung auf kulinarische Vorlieben eines Elch-Brautpaares. Aber dennoch fand Keili seine(n) Richter(in), Benne fand Betty, Floris seine Dorian, usw., usw.

Aber nicht nur auf Hochzeiten können die Elche gefürchtete Events veranstalten, ebenso gefürchtet sind auch unsere Weihnachtsfeiern im Januar, die meist bei einem in Düsseldorf-Bilk ansässigen Italiener beginnen und in .... (zensiert).... enden. Nicht weniger gefürchtet ist aber auch der alljährliche Wettbewerb zur Ermittlung eines Zugsiegers, weil dieser doch stets nach besten Kräften mani-puliert wird, auch wenn diese “regelnden Eingriffe” beim neugestalteten “Elch-Triathlon” (Papierbootbasteln, Ring- bzw. Münzwurf, Rasencrockett bergauf) zunehmend schwieriger werden.

Daß Elche nicht nur Frauen, sondern auch - wenigstens vorübergehend - echte Gefühle zeigen können, beweist die tränenreiche Hommage an den “Key-Club”.

Charakteristisch für das Gemüt der Elche ist in jedem Fall jene unerklärliche Eigenart, ausgefallene Feste und Parties zu organisieren. Garant dafür sind die FANTA 4 der Elche, namentlich der Lange, Jumbo, Benne und meist federführend Olaf D. (nicht zu verwechseln mit Thomas D.). Gerade durch Olaf’s Mitwirkung erfuhr unser beschaulich-familiäres “Elch-Biwak” am Schützenfest-Sonntagabend eine wahre Metamorphose hin zu dem schon fast größenwahnsinnig anmutenden “Elch-Ball” im Zeughaus am Montagabend.